Hasel
Ich schätze alle Pflanzen, die sich bemühen, früh in der Saison zu blühen. Sie bereiten große Freude, da diese kostbaren Zeichen des Lebens den kommenden Frühling ankündigen. Zaubernuss und winterblühender Schneeball sind zwei dieser besonderen Pflanzen, die ich sehr schätze. Die gemeine Hasel gehört ebenfalls in diese Kategorie, da sich ihre verspielten Quasten öffnen und an sonnigen Spätwintertagen gelbe Pollenwolken produzieren. Die Hasel oder Corylus avellana wird oft als gewöhnliche Pflanze übersehen und von einigen Heuschnupfengeplagten verunglimpft. Ihre laufende Nase und heftigen Niesanfälle werden oft durch eine Kreuzallergie mit anderen Nahrungsmitteln wie Äpfeln verursacht, die zu dieser Jahreszeit natürlich nicht vorkommen würden.
Diese einheimische Pflanze verdient mehr Aufmerksamkeit, als sie bekommt. Sie ist seit Tausenden von Jahren ein wichtiger Bestandteil unserer Ernährung. Wenn sie im Spätsommer geerntet werden, bevor sie vollständig ausgereift sind und bevor die Eichhörnchen anfangen, sie zu sammeln und zu verstecken, sind sie köstlich. Wenn man sie an der Pflanze reifen lässt und trocknet, lassen sie sich viele Monate lang gut lagern und können als Snack genossen oder in Salaten, Desserts oder zu einem bei Kindern sehr beliebten Schokoladenaufstrich verarbeitet werden. Ich röste sie normalerweise im Ofen oder in der Pfanne. Der nussige Geschmack, der sich beim Rösten entwickelt, passt sowohl zu Salaten als auch zu Desserts.
Die Pflanzen sind monözisch, d. h. sie tragen sowohl männliche als auch weibliche Blüten. Der männliche Blütenstand ist der auffälligere: Die meist goldgelben Quasten baumeln spielerisch im Wind. Von hier aus werden Wolken aus gelbem Pollen freigesetzt, die auf andere Pflanzen übertragen werden können. Obwohl die Pflanzen teilweise selbstfruchtbar sind (der Pollen der männlichen Blüten kann die weiblichen Blüten derselben Pflanze bestäuben), kann durch Fremdbestäubung mit anderen Pflanzen in der Umgebung eine ertragreichere Ernte erzielt werden. Die weibliche Blüte wird leicht übersehen. Direkt über den männlichen Quasten sitzt eine kleine, spitze Knospe, aus der ein winziges rotes Büschel herauswächst. Diese kleinen roten Büschel ist der Griffel oder Stilus), der den Fruchtknoten mit der Narbe (oder Stigma) verbindet. Sie mögen winzig sein, sind aber in ihren zarten Details sehr schön. Nach der Bestäubung beginnt sich an dieser Stelle eine Gruppe von Nüssen zu entwickeln.
Kommerziell werden sowohl die gemeine Haselnuss, Corylus avellana, als auch Corylus maxima, die Lambertshasel, angebaut. Oftmals treten Hybride auf, die jedoch so ähnlich sind, dass sie schwer zu unterscheiden sind. Das die Nuss umgebende Deckblatt ist bei der Lambertshasel in der Regel viel länger und umschließt die Nuss praktisch vollständig, während es bei Haselnüssen nur etwa die Hälfte der Nuss umschließt. Die Lambersthaselnüssen sind meist länglicher.
Von allen Nüssen ist sie die wertvollste für den Garten. Sie ist nicht nur in den meisten Teilen Europas heimisch und scheint auf fast jedem Boden zu wachsen (solange er nicht zu nass ist), ihr Wachstum kann auch leicht eingedämmt werden, sodass sie auch für kleinere Gärten geeignet ist. Unbeschnitten können sie eine Höhe von etwa 5 Metern erreichen, aber durch regelmäßiges Schneiden können sie klein gehalten werden. Es gibt auch zwei rotblättrige Formen auf dem Markt, wobei Corylus avellana 'Purpurea' die schönste ist, sowie eine korkenzieherartig gewundene Form, deren Triebe wie Korkenzieher wachsen. Ein altes Exemplar ist auf dem Rasen des Cafés der Gartenakademie zu sehen: Corylus avellana 'Contorta'.
Auch für unsere einheimische Gartenbewohner ist es eine Wertvolle Pflanze, die mehrere Insekten bedient und eine Nahrungsquelle für verschiedene Vögel und Kleintieren wie Eichhörnchen und Siebenschläfer sind.
Während meiner Studienzeit verliebte ich mich in die Nuttery in Sissinghurst, wo zwei parallele Wege von Haselnusssträuchern gesäumt waren, dazwischen ein breites Beet mit einer reichen Vielfalt an frühblühenden Zwiebel- und Staudenpflanzen, kombiniert mit guten Blattpflanzen wie Farnen und Elfenblumen. Später entdeckte ich Gertrude Jekylls Nuttery in ihrem eigenen Garten in Munstead Wood, wo die dünnen neuen Triebe systematisch entfernt wurden, sodass statt der dichten, buschigen, aufrechten Stängel der Sissinghurst-Pflanzen dicke, charakteristische Stängel wachsen konnten.
Inspiriert von diesen Gärten und verliebt in die Pflanzen, pflanzten wir zwei kleine Setzlinge links und rechts vom Ausgang unseres Blumengartens in England. Innerhalb weniger Jahre entwickelten sich diese zu zwei prächtigen Exemplaren, die den Ausblick einrahmten und den Übergang zwischen dem Blumen- und Gemüsegarten bildeten. Jeden Winter schnitten wir einige der Triebe heraus, um daraus Pfähle und Kletterhilfen herzustellen. Alle fünf bis sieben Jahre lichteten wir auch einige der dickeren Stängel aus. Traditionell wurden diese für die Herstellung von Werkzeugen oder Möbeln verwendet, wir haben sie als Brennholz genutzt. Durch das regelmäßige Ausdünnen wurde verhindert, dass die Pflanzen zu groß wurden, und es wurde mehr Licht für die benachbarten Pflanzen durchgelassen.
Genießen Sie den zarten Charme dieser bescheidenen Pflanzen, die oft entlang von Wegen in lichten Wäldern oder in alten Hecken wachsen, und überlegen Sie, ob sie nicht auch einen Platz in Ihrem Garten verdienen.
Isabelle Van Groeningen
7. Februar 2025
Hazel
I appreciate all plants that make an effort to flower early in the season. They bring huge joy as these precious signs of life announce the spring to come. Witch-hazel and winter-flowering Viburnum are two of these special plants I value greatly. The common hazel fits into this category as its playful tassels open up, producing clouds pf yellow pollen on sunny late winter days. Hazel or Corylus avellana is often overlooked as a common plant and maligned by some hayfever sufferers. Their runny noses and hefty sneezing fits are often caused by a cross-allergy with other foods such as apples, which naturally would not occur at this time of year.
This native plant deserves more attention than it gets. It has been an important part of our diet for thousands of years. Harvested in late summer before fully ripened and before the squirrels start collecting and hiding them, they are delicious. Left to ripen on the plant and dried, they will store well for many months, and can be enjoyed as a snack, or used in salads, desserts or turned into a chocolate spread much loved by children. I usually roast them in the oven or in a frying pan. The rich nutty flavour that develops by toasting them works as well in salads as in desserts.
The plants are monoicous which means they carry both male and female flowers separately (Monözisch). The male inflorescence is the showy one: the mostly golden yellow tassels dangle playfully in the wind. From here clouds of yellow pollen are released and can be transported onto other plants. Although the plants are partly self-fertile (the pollen of the male flowers can pollinate the females on the same plant) a more productive harvest can be obtained by cross-pollination with other plants in the vicinity. The female flower is easily overlooked. Just above the male tassels sits a small, pointed bud from where a tiny red tuft appears. This little red protrusion is the style (Griffel oder Stilus) that connects the ovary (Fruchtknoten) to the stigma (Narbe oder Stigma). They may be tiny but are quite beautiful in their delicate detail. After pollination, a cluster of nuts will start to develop at this point.
Commercially both the common Hazelnut or cobnut, Corylus avellana is grown as well Corylus maxima, the filbert (Lambertshasel). Often hybrids occur, but they are so similar, that it is hard to distinguish them. The paper bract that encircles the nut tends to be much longer on the filbert, practically enclosing the nut completely, whereas by cobnuts it tends to only enclose about half lf the nut. Filberts are mostly more elongated, cobnuts on the other hand are somewhat rounded.
Of all the nuts, it is the most valuable one for the garden. Not only is it native to most parts of Europe and seems to grow on almost any soil (as long as it is not waterlogged), its growth can easily be contained so that it will also suit a smaller garden. Left untouched, they can reach about 5 meters, but they can be kept small by regular coppicing. There are also two red-leaved forms on the market, Corylus avellana ‘Purpurea’ being the nicest one, as well as a contorted one, the shoots of which grow like corkscrews. An old specimen is to be seen on the lawn of the café at the garden Academy: Corylus avellana ‘Contorta’.
It is also a valuable plant for our native garden dwellers, serving several insects and providing a source of food for various birds and small animals such as squirrels and dormice.
In my student days, I fell in love with the nuttery in Sissinghurst, where two parallel paths were lined with hazels, in between a wide border filled with a rich variety of early spring flowering bulbs and perennials, combined with good foliage plants such as ferns and Epimedium. Later I discovered Gertrude Jekyll’s Nuttery in her own garden at Munstead Wood, where the thin new shoots were systematically removed leaving thick, characterful stems to grow up instead of the dens bushy upright stems of the Sissinghurst plants.
Inspired by these gardens and in love with the plants. we planted two small seedlings left and right of the exit of our flower garden in England. Within few ears these developed into two magnificent specimens that framed the vista and created the transition between the flower garden and the vegetable garden. Each winter we would cut out some of the shoots to make peasticks and climbing supports. Every five to seven years we would also thin out some of the thicker stems. Traditionally these would have been used for tool- or furniture making, we used them as firewood. This regular thinning prevented the plants from getting too large and allowed more light through for neighbouring plants.
Enjoy the delicate charm of these humble plants often found growing growing along paths in light woodlands or in ancient hedgerows and consider if they should not deserve a space in your garden too.
Isabelle Van Groeningen
7th February 2025