Obstgehölze für den Garten

 

Frisches und ungespritztes Obst im eigenen Garten zu ernten ist vermehrt der Wunsch von vielen Menschen. Neben diesem kulinarischen Genuss bieten Obst und Beerengehölze auch viele weitere interessante Aspekte. Sie lassen sich leicht in viele Gärten integrieren. Ihre Blütenpracht im Frühjahr ist Nahrungsquelle für Bienen und Insekten. Der Fruchtbehang bietet ein schönes Gartendekor und viele zeigen eine farbenfrohe Herbstfärbung. Obstgehölze fördern auch das Leben der heimischen Fauna. Der Monat Oktober ist ein idealer Pflanzzeitpunkt, da im warmen Boden noch Wurzeln gebildet werden können und der Baum so ohne Verzögerung in die neue Vegetationsperiode starten kann.

Bei der Wahl für das beste Obst in Ihrem Garten gibt einige Kriterien, die beachtet werden sollten. Als Standort brauchen alle Obst- und Beerengehölze generell möglichst viel Licht, allerdings ist es nicht erforderlich, dass sie den ganzen Tag in voller Sonne stehen. Da der Faktor Boden einen maßgeblichen Anteil an der Pflanzenvitalität hat, ist eine häufig auftretende Frage, ob Obstanbau auf Berliner Sandböden möglich ist.  Dies ist möglich, indem man bei der Pflanzung einen möglichst großen Aushub (mindestens das 3fache Volumen des Pflanzcontainers) durch Kompost oder andere gute Gartenerde ersetzt.

Als Obstarten für Berliner Gärten haben sich u.a. Äpfel (Malus), Birnen (Pyrus), Süß- und Sauerkirschen (Prunus avium/cerasus), Pfirsiche (P. persica), Aprikosen (P. aremeniaca), Pflaumen (P. domestica), Zwetschken (P. domestica), Renekloden ( P. italica), Mirabellen (P. syriaca) und Quitten (Cydonia oblonga) bewährt. Neben den unterschiedlichen Wuchsformen haben aber all diese Obstarten in unserem Verkauf die Gemeinsamkeit, dass sie auch für kleinere Gärten geeignet sind.  Da sie meist auf schwachwüchsigen Unterlagen veredelt sind, erreichen sie eine Wuchshöhe von ca. 3m.  So sind zum Beispiel die meisten Apfelbäume auf der Unterlage M26 veredelt. Dies resultiert in einer niedrigen Wuchsform, die man zu einer Spindel oder Buschbaumform erziehen kann. Der Fruchtertrag setzt sehr schnell ein, allerdings bildet diese Unterlage ein flaches Wurzelsystem aus, so dass ein Stützpfahl erforderlich ist. Schwachwüchsige Unterlagen sind auch für Spaliere am besten zu verwenden. Für Halbstämme und Hochstämme (Kronenansatz 1,5 bzw. 2,0m) sind stärker wachsende Unterlagen notwendig.  Auch geeignet für kleinere Gärten ist Säulenobst.  Säulenobst sind schlanke Bäume, die ihre Früchte am Stamm tragen. Als einziges Obst, das diese Form beibehält, ist der Apfel zu bezeichnen. Bei anderen Obstarten werden schlankwüchsige Sorten verwendet, die durch Schnitt in dieser Form gehalten werden.

Fruit trees for the garden

 

Many people increasingly want to harvest fresh and unsprayed fruit from their own garden. In addition to this culinary pleasure, fruit trees and soft fruit bushes also offer many other interesting benefits. They can be easily integrated into many gardens. Their flowering splendour in spring is a source of food for bees and insects. The fruit provides beautiful garden decoration and many exhibit richly coloured autumn foliage. Fruit trees also support the native fauna.  The month of October is an ideal time for planting, as roots can still be formed in the warm soil so that the tree can start the new growing season without delay.

When choosing the most suitable fruit for your garden, there are some criteria that should be taken into account. As a location, all fruit trees and soft fruit bushes generally need as much light as possible, although it is not necessary for them to be in full sun all day. Since the soil factor plays a significant role in plant vitality, a frequently asked question is whether fruit cultivation is possible on Berlin sandy soils.  This is possible by replacing as much excavated soil as possible (at least 3x the volume of the planting container) with compost or other good garden soil when planting.

The following fruit species have proven to be suitable for Berlin gardens: apples (Malus), pears (Pyrus), sweet and sour cherries (Prunus avium/cerasus), peaches (P. persica), apricots (P. aremeniaca), plums (P. domestica), damsons (P. domestica), greengages (P. italica), mirabelles (P. syriaca) and quinces (Cydonia oblonga). In addition to the different growth forms, all these fruit species in our assortment have one thing in common: they are also suitable for smaller gardens.  Since they are mostly grafted on weak-growing rootstocks, they reach a growth height of about 3m.  For example, most apple trees are grafted on the rootstock M26. This results in a low growth habit that can be trained into a spindle or bush tree shape. The fruit yield starts very quickly, but this rootstock develops a shallow root system, so that a supporting stake is necessary. Weak-growing rootstocks are also best used for espaliers. Stronger-growing rootstocks are necessary for half stems and tall stems (crown base 1.5 or 2.0 m).  Columnar fruit is also suitable for smaller gardens.  Columnar fruit are slender trees that bear their fruit on the trunk. The only fruit that maintains this shape is the apple. Other types of fruit use slender-growing varieties that are kept in this shape by pruning.

Eine lange Saison

Ein weiteres Auswahlkriterium ist der Erntezeitpunkt.  Die Ernte der Sommeräpfel kann schon Ende Juli beginnen. Sommeräpfel (zB. Delbarestivale, James Grieve, Weißer Klarapfel) sind für den Direktverzehr geeignet. Herbstäpfel (zB. Cox Orange Renette, Fresco, Roter Gravensteiner) haben ihre Genussreife bis November erreicht und sind bedingt lagerfähig. Winteräpfel (zB. Kanadarenette, Boskoop, Ontario) sind ab Anfang Dezember genussreif und sehr lagerfähig. Die Erntezeit für Birnen beginnt im September (William Christ) und erstreckt sich bis in den November (Conference). Anders als Äpfel können Winterbirnen nicht lange gelagert werden. Bei Kirschen sind früh reifende Sorten (Juni) von Vorteil, um Kirschmaden zu meiden (P. ‘Burlat‘).

A long season

Another selection criterion is the time of harvest.  The harvest of summer apples can begin as early as the end of July. Summer apples (e.g. Delbarestivale, James Grieve, Weißer Klarapfel) are suitable for direct consumption. Autumn apples (e.g. Cox Orange Renette, Fresco, Roter Gravensteiner) are ready for consumption by November and can be stored to a limited extent. Winter apples (e.g. Kanadarenette, Boskoop, Ontario) are ready for consumption from the beginning of December and have a long shelf life. The harvest time for pears begins in September (William Christ) and extends into November (Conference). Unlike apples, winter pears cannot be stored for long. For cherries, early ripening varieties (June) are advantageous to avoid cherry maggots (Burlat).

Malus 'Boskop'
Malus 'Boskop'

Alte oder neue Sorten?

Zur Frage ob eine alte oder neue Obstsorte gepflanzt werden sollte, lässt sich folgendes anmerken. Alte Sorten haben zum Teil gesündere Inhaltsstoffe, sind alt bewährt und meist für Allergiker verträglich. Allerdings sind sie weniger widerstandsfähig gegenüber Krankheiten. Zu den alten Sorten zählen die u.a. Goldparmäne (um 1700), Roter Berlepsch (1880) und Geheimrat Oldenburg (1890). Neue Sorten dagegen sind weniger anfällig für Krankheiten. In den 1950er Jahren entstanden Alkmene und Elster.  Aus den 1970er Jahren entstammen Topaz und die Pi-Züchtungen wie zB. Pinova und Piros. Geschmacklich stehen sie den alten Sorten nicht nach. So haben neuere Apfelsorten auch oft einen höheren Säure- und Zuckergehalt.

 

Bestäuber

Zur Fruchtbildung brauchen alle Obstgehölze eine ausreichende Bestäubung durch Pollen. Die Bestäubung erfolgt durch Wind und Insekten. Äpfel und Birnen sind selbststeril, daher brauchen sie eine Fremdbefruchtung durch eine andere Sorte. Dies wird auch durch Zier- und Wildobst gewährleistet. Erfahrungsgemäß ist es aber in Berlin nicht notwendig, einen Befruchter zu pflanzen. Berlin hat einen hohen Bestand an Gartenflächen mit Obst und Bienen; so haben Honigbienen einen täglichen Flugradius von 3 km. Andere Obstarten sind selbstfruchtbar (zb. Pfirsiche) oder es gibt selbstfruchtbare Sorten (zb. bei Kirschen Sorten Lapins und Sunburst). Für einige selbstfruchtbare Obstarten gilt aber, dass eine zweite Sorte den Ertrag erhöht, obwohl sie auch als Pollenspender genutzt werden können

 

Schnitt

Eine wichtige Pflegemaßnahme ist der jährliche Schnitt. Dieser Schnitt sollte kein kompliziertes Unterfangen sein. Er ist aber notwendig für den Kronenaufbau und das generative Wachstum, dh. für die Blüten- und Fruchtbildung. Außerdem wird der Pflanze dadurch die individuell gewünschte Form in Höhe und Breite gegeben. Nach wie vor gilt der Leitsatz, dass man einen Hut durch die Krone werfen können sollte. Daher sollte der Aufbau der Obstgehölze möglichst licht sein; waagerechte Triebe sollten gefördert werden; nach innen wachsende und zum Leittrieb konkurrierende Triebe entfernt werden. Ein guter Zeitpunkt für den Schnitt ist der Monat Februar.

 

Beerenobst

Auch Beerenobst lässt sich hervorragend in Gärten einfügen. Heidelbeeren (Vaccinium myrtillus) sollten in saure Erde gepflanzt werden und möglichst sonnig und feucht stehen. Stachelbeeren (Ribes uva-crispa) dagegen brauchen es eher trocken. Relativ Mehltauresistent ist die Sorte Hinnonmäki. Johannisbeeren (Ribes rubrum/nigrum) kann man als Busch oder Stamm pflanzen, wobei man vom Busch eine größere Ernte erwarten.  Altbewährt sind die Sorten ‘Jonkheer van Tets‘ und ‘Titania‘. Bei den Himbeeren (Rubus idaeus) gibt es sommer und- herbsttragende Sorten. Herbstragende Sorten (‘Autumn Bliss‘, ‘Golden Evereste‘) gelten als weniger krankheitsanfällig, da sie zum Winter komplett zurückgeschnitten werden. Sommertragen Himbeeren (‘Tulamen‘, ‘Schönemann‘) brauchen meist einen Stützstab für den zweijährigen Trieb. Auch der starke Wuchs von Brombeeren (Rubus fruticosa) kann besser an einer Kletterhilfe kontrolliert werden. Die Brombeersorte ‘Navaho‘ hat einen aufrechten Wuchs und die Sorte ‘Loch Ness‘ ist ausladender. Ist ein sonniger Platz mit Rankhilfe vorhanden, eignen sich auch gut Traubenwein (Vitis vinifera) oder Kiwis (Actinidia). Kiwis sind frosthart und entwickeln ein üppiges Wachstum. Neben zweihäusigen Sorten (‘Hayward‘, ‘Tomuri‘) gibt es auch bewährte selbstfruchtende Sorten (‘Solo‘, ‘Jenny‘).

Old or new varieties?

On the question of whether an old or new fruit variety should be planted, the following can be said. Old varieties sometimes have healthier nutrients, are tried and tested, and are usually tolerated by allergy sufferers. However, they are less resistant to diseases. Old varieties include Goldparmäne (around 1700), Roter Berlepsch (1880) and Geheimrat Oldenburg (1890). New varieties, on the other hand, are less susceptible to disease. Alkmene and Elster were created in the 1950s.  Topaz and the Pi varieties such as Pinova and Piros originated in the 1970s. In terms of taste, they are not inferior to the old varieties. Newer apple varieties often have a higher acidity and sugar content.

 

Pollinators

For fruit formation, all fruit trees need sufficient pollination by pollen. Pollination is carried out by wind and insects. Apples and pears are self-sterile. Therefore, they need cross-pollination by another variety. This is also provided by ornamental and wild fruit. However, experience shows that in Berlin it is not necessary to plant a pollinator. Berlin has a high density of garden plots with fruit and bees; honey bees, for example, have a daily flight radius of 3 km. Other fruits are self-fertile (e.g. peaches) or there are self-fertile varieties (e.g. cherry varieties Lapins and Sunburst). For some self-fertile fruit species, however, a second variety increases the yield, although they can also be used as pollen donors.

 

Pruning

An important maintenance measure is annual pruning. This pruning should not be a complicated task. However, it is necessary for crown development and generative growth, i.e. for flowering and fruiting. It also gives the plant the individually required shape in height and width. The guiding principle is still that one should be able to throw a hat through the crown. Therefore, the structure of fruit trees should be as light as possible; horizontal shoots should be encouraged; shoots growing inwards and competing with the leading shoot should also be removed. A good time for pruning is the month of February.

 

Soft fruit

Soft fruits can also be integrated into the garden. Blueberries (Vaccinium myrtillus) should be planted in acid soil and placed in a sunny and moist position. Gooseberries (Ribes uva-crispa), on the other hand, should be planted in dry soil. The Hinnonmäki variety is relatively mildew resistant. Currants (Ribes rubrum/nigrum) can be planted as bushes or stems, whereby a larger harvest is expected from the bush.  Well-tried are the varieties Jonkheer van Tets and Titania. Raspberries (Rubus idaeus) come as summer and autumn varieties. Autumn-bearing varieties (Autumn Bliss, Golden Evereste) are considered less susceptible to disease because they are cut back completely in winter. Summer-bearing raspberries (Tulamen, Schönemann) usually need a support cane for the two-year-old shoot. The strong growth of blackberries (Rubus fruticosa) can also be better controlled on a climbing support. The blackberry variety Navaho has an upright growth, and the Loch Ness variety is more spreading. If a sunny spot with a climbing aid is available, grape vines (Vitis vinifera) or kiwis (Actinidia) are also well suited. Kiwis are frost-hardy and develop lush growth. Besides dioecious varieties (Hayward, Tomuri), there are also proven self-fruiting varieties (Solo, Jenny).

Nicht unerwähnt bleiben sollte die Möglichkeit Wildobst zu verwenden. Aus der Vielfalt von Wildobst sind heutzutage schon einige Arten in unseren Gärten heimisch geworden. So zum Beispiel die Apfelbeere (Aronia), Kornelkirschen (Cornus mas), Schlehen (Prunus spinosa), Sanddorn (Hippophae rhamnoides), Holunder (Sambucus nigra), Vogelbeeren (Sorbus aucuparia), Weißdorn (Crataegus) und Felsenbirnen (Amelanchier). Sie können u.a. als Hecken, Solitär- und Nutzpflanzen verwendet werden und sind auch zum Teil für Halbschatten geeignet. Mit ihren Charaktereigenschaften sind Wildgehölze eine Bereicherung für unsere Gärten.

 

Ralf Noack

14. Oktober 2022

The possibility of using wild fruit should not go unmentioned. From the variety of wild fruit, some species have already become native to our gardens. For example, chokeberry (Aronia), Cornelian cherries (Cornus mas), sloes (Prunus spinosa), sea buckthorn (Hippophae rhamnoides), elderberries (Sambucus nigra), rowan berries (Sorbus aucuparia), hawthorn (Crataegus) and serviceberry (Amelanchier). They can be used as hedges, solitary and useful plants and are also often suitable for partial shade. With their characteristics, wild shrubs are an enrichment for our gardens.

 

Ralf Noack

14 October 2022