Über Benjeshecken und heckenlegen

Die englische Landschaft ist stark von jahrhundertealten traditionellen Hecken geprägt. Einige sollen noch aus der Römerzeit stammen und sind sehr vielfältige, artenreiche Lebensräume. Diese Hecken erfüllen mehrere Funktionen. Sie markieren nicht nur Grenzen, sondern schaffen auch Windschutz, bieten Schutz für das Vieh und bilden Einfriedungen für Weidetiere. Sie sind auch ein Ort der Nahrungssuche für Früchte, Nüsse und Beeren wie Schlehen, Wildpflaumen, Zieräpfel, Haselnüsse, Holunder und Hagebutten. Sie beherbergen nicht nur eine große Vielfalt an verschiedenen Pflanzen, von denen viele im wohligen Schutz ihrer starken, schützenden Nachbarn einfach aus Samen gewachsen wären. Die vielfältige Flora und der Mangel an Störungen führen dazu, dass diese Orte von zahlreichen Tieren und Insekten bevölkert werden, ganz zu schweigen von den unsichtbaren Organismen, die in aller Stille ihre Aufgaben auf oder unter der Erde erfüllen.

 

Heckenlegen

Wenn diese Hecken alt und knorrig werden, werden sie am Boden oft dünn und verlieren ihre ursprüngliche Funktion, das Vieh einzuschließen und herumstreunende Tiere fernzuhalten. Anstatt die Hecken auszureißen oder ganz zurückzuschneiden, damit sie wieder nachwachsen können, haben die Landwirte eine Technik entwickelt, die dafür sorgt, dass die Hecke eine sichere Umzäunung bleibt und man nicht darauf warten muss, dass der Neuwuchs wieder dicht und stabil genug ist. Etwas oberhalb des Bodens schneiden sie die Stämme in einem scharfen Winkel ab, so dass mindestens drei Viertel des Stammes abgetrennt werden und nur noch eine Holzlippe übrigbleibt. Der Stamm wird dann in einem Winkel zwischen 36 und 45° gelegt. Dann wird der nächste Stamm daraufgelegt, dann der nächste und so weiter. Langsam arbeitet man sich an der alten Hecke entlang, als würde man einen sehr großen Korb flechten. Einige kräftige Stämme von Hasel, Kastanie oder anderen Bäumen in der Hecke werden ganz abgesägt, zugespitzt und in regelmäßigen Abständen in den Boden gesteckt, so dass die Stämme dazwischen geflochten werden können. Sie tragen dazu bei, die Struktur zu festigen, und entlang der Oberseite wird ein dichtes Band aus langen, dünnen, biegsamen Ruten wie Weide oder Hasel geflochten, das alles sicher festhält. Im Frühjahr treibt aus den fast waagerecht verlegten Stämmen neues Triebwachstum aus, das senkrecht nach oben wächst. Auf diese Weise entsteht ein bis unten dichtes Netz neuer Äste, das die verjüngte Hecke in wenigen Jahren verdichten wird.

Obwohl diese Technik normalerweise in der Landschaft angewendet wird, ist es möglich, sie in kleinerem Maßstab im Garten anzuwenden. In der Gärtnerei Marchant's Hardy Plants in Sussex zum Beispiel wurde eine alte Hecke in ein skulpturales Element verwandelt, das sich durch den Wald entlang der Gärtnereigrenze schlängelt.

Weitere Informationen zur Heckenpflanzung finden Sie auf der Website der National Hedgelaying Society: https://www.hedgelaying.org.uk/

About Benjes- or dead hedges and hedgelaying

The English landscape is strongly formed by centuries-old traditional hedges. Some are said to date back to Roman times, and are very diverse, species rich habitats. These hedges fulfil several roles. Not only do they mark boundaries, but they also create windbreaks, provide shelter for livestock and form enclosures for grazing animals. They are also a place to forage for fruits, nuts, and berries such as sloes, wild plums, crabapples, hazels, elderberries, and rosehips. They not only contain a wide variety of different plants, many of which would have simply grown from seed in the comforting shelter offered by its strong, protective neighbours. The diverse flora and lack of disturbance, means these places are teaming with numerous animals and insects, not to mention the invisible organisms that quietly fulfil their roles at-, or below ground level.

 

Hedgelaying

When these hedges become old and gnarled, they often grow thin at the bottom and lose their original function of keeping livestock in, and roaming animals out. Rather than ripping out the hedges or cutting them back completely to allow for regrowth, farmers developed a technique that ensures the hedge remains a safe enclosure, rather than having to wait for new growth to be dense and sturdy enough again. A little above ground level they cleave the stems at a sharp angle, so the stem is severed by at least three quarters, so that there is just a lip of wood still connected. The stem is then laid at an angle between 36-45°. Then the next one is put on top of this, then the next and so on. Slowly you work your way along the old hedge as if you were weaving a very large basket.  A few sturdy stems from hazel, chestnut or other trees in the hedge are sawn off completely, pointed and pushed into the ground at regular intervals, so that the stems can be woven in between them. They will help to solidify the structure, and along the top, a tight band is woven using long thin, pliable rods such as willow or hazel that keeps it all securely tight. During the spring new growth will sprout from the near horizontally laid stems and will grow up vertically. This will then create a dense network of new branches from the ground up, that will thicken out the rejuvenated hedge in just a few years.

Although this technique is normally used in the wider landscape, it is possible to interpret it on a smaller scale in the garden. In the nursery Marchant’s Hardy Plants in Sussex for example, an old hedgerow has been turned into a sculptural feature, as it snakes itself through the woodland stretch along the nursery boundary.

More information about hedgelaying can be found on website of the National Hedgelaying Society: https://www.hedgelaying.org.uk/

Tote Hecken oder Benjeshecken

Anstatt "lebendes" Pflanzenmaterial zu verwenden, ist es möglich, eine heckenähnliche Einfriedung aus totem Material zu schaffen. In Deutschland ist dies gemeinhin als Benjeshecke bekannt, benannt nach Hermann Benjes, der dieses Verfahren Ende der 1980er Jahre beschrieb. Die Technik ist viel älter und wurde von Landwirten einfach zur Beseitigung von Ästen verwendet. Ihr großer ökologischer Wert hat diese Hecken in den letzten Jahren besonders beliebt gemacht.

Während das Heckenlegen eine gewisse Fertigkeit erfordert, ist die Herstellung einer toten Hecke recht einfach. Es gibt nicht die eine goldene Regel. Mit einer Doppelreihe von zwei Meter langen Pfählen, die in Abständen von zwei bis drei Metern in den Boden gerammt werden, können Sie eine Hecke von etwa einem Meter Breite und ein bis eineinhalb Metern Höhe schaffen. Sie kann gerade oder sanft geschwungen sein, als Alternative zu einem Grenzzaun oder einer Hecke oder als strukturelles Gestaltungselement im Garten verwendet werden.

Diese Hecken sind von großem ökologischem Wert. Wenn sich das Holz zersetzt, verwandelt es sich in ein kleines Ökosystem für Käfer und andere Insekten, die sich von verrottendem Holz ernähren. Auch Pilze, Bakterien und zahlreiche andere Organismen siedeln sich in diesem Material an. Im Schutz der dichten Äste finden zahlreiche Kleinsäuger und Vögel sowie Amphibien ein Zuhause und bauen ihre Nester zum Überwintern oder Brüten.

Im Laufe der Jahre keimen die Samen, die Vögel und andere Tiere oft in ihrem eigenen kleinen Düngerpaket hinterlassen, in der reichhaltigen Humusschicht und können im verzweigten Schutz der toten Äste, unbeschadet von Weidetieren, heranwachsen.

 

Dead hedges or Benjes Hedges

Instead of using “live” plant material, it is possible to create a hedge-like enclosure that is made of dead material. In Germany this is commonly known as a Benjes Hecke, named after Hermann Benjes who described the process in the late 1980’s. The technique is much older and was simply used by farmers as a way of disposing of branches. Its huge ecological value has made these hedges particular popular in recent years.

Whereas hedgelaying requires some skill, a dead hedge is quite simple to make. There is not one golden rule. A double row of two meter long stakes, hammered into the ground at two-to-three-meter intervals will help you to create a hedge about one meter wide, one to one-and-a-half meters high. It can be straight, or gently curving, be used as an alternative to a boundary fence or hedge, or as structural design feature within the garden.

These hedges are of great ecological value. As the wood decomposes, it turns into a small ecosystem for beetles and other insects that thrive on decaying wood. Fungi, bacteria, and numerous other organisms will also colonise this material. Within the shelter of the dense branches, a wide range of small mammals and birds as well as amphibians will find a home and build their nests to overwinter or breed.

Over the years seeds often deposited by birds and other animals in their individual little fertiliser package will germinate in the rich humus layer and can grow up unharmed from grazing animals in the twiggy shelter of the dead branches.

Stämme, die zu dünn sind, um sie zu Brennholz zu verarbeiten, aber zu dick, um sie auf den Komposthaufen zu schnibbeln, lege ich auf die Hecke. Größere Äste, die nach starken Winden oder bei großen Schnittaktionen heruntergefallen sind, landen auf diesem Haufen. Heckenschnitt, Koniferen, Rhododendronzweige - all das kann auf der Hecke, vorzugsweise über ihre gesamte Länge verteilt und nicht zu einem großen Berg aufgehäuft, landen. Auch das gelegentlich anfallende Unkraut, das ich nicht auf den Komposthaufen bringen möchte, kann hier seinen Platz finden. Im Heu, das ich letzten Herbst auf die Hecke gelegt habe, hat sich ein kleines Tier eingenistet. Leider weiß ich nicht, welches es ist. Vögel kommen, um nach Insekten zu suchen, und schätzen den Schutz durch die dichten Zweige, da sie wissen, dass potenzielle Bedrohungen wie Katzen oder Raubvögel nicht an sie herankommen. Dies ist nicht nur eine viel einfachere Art, mit sperrigem Schnittmaterial umzugehen, sondern auch eine viel wertvollere Art, es zu entsorgen, als es zu verbrennen, zu schreddern oder zur örtlichen Recyclinganlage zu bringen.

I put stems too thin to be cut for firewood, but too thick to put on a compost heap on the hedge. Larger branches that have fallen after strong winds, or the produce of big pruning actions find their way onto this. Hedge trimmings, conifers, rhododendron branches all can go on, preferably spread across the length of the edge, rather than piled on top of each other into one big lump. The occasional pile of weeds I do not want to put on the compost heap may also find its way here. In some hay I put on the hedge last autumn, some small animal made its nest. Regrettably I do not know which one. Birds will come to look for insects, and love the dense twiggy protection, knowing potential threats such as cats or birds of prey will not get to them. This is not only a much easier way of dealing with bulky pruning material, but also a much more valuable way of disposing of it, rather than burning or shredding stems, or carting them off to the local recycling plant.

Jemandes Unterkunft
Jemandes Unterkunft

More information on Benjes hedges can be found here: http://nabu-zukunftsgarten.de/projekte/wissensblog-naturnaher-garten/benjeshecke/

As this is the season where large pruning actions are undertaken, consider where in your garden you can construct such a hedge. A quiet corner will be most appreciated by its future inhabitants!

 

Isabelle Van Groeningen

4th November 2022

Weitere Informationen über Benjes-Hecken finden Sie hier: nabu-zukunftsgarten.de/projekte/wissensblog-naturnaher-garten/benjeshecke/

Da dies die Jahreszeit ist, in der große Schnittmaßnahmen durchgeführt werden, sollten Sie überlegen, wo in Ihrem Garten Sie eine solche Hecke anlegen können. Eine ruhige Ecke wird von ihren zukünftigen Bewohnern sehr geschätzt!

 

Isabelle Van Groeningen

4. November 2022