Maiglöckchen

Als wir diese Woche abends den Konzertsaal verließen, begrüßte uns eine Dame am Ausgang mit einem Korb voller Maiglöckchen Sträußchen. Die ganze Woche über haben mich der Anblick und der Duft dieser Blumen jedes Mal aufgeheitert, wenn ich vor meinem Badezimmerspiegel stand.

Es ist eine der Pflanzen, an die ich mich am meisten erinnere. Ihr Anblick und ihr Duft wecken in mir unzählige schöne Erinnerungen an Menschen und Orte. Als Kind suchte ich den Wald nach den ersten Blüten ab, um sie meiner Mutter am 1. Mai zu schenken. Manchmal hatte ich Glück, aber in den meisten Jahren war die belgische Saison noch nicht weit genug fortgeschritten. In Frankreich und in Teilen Deutschlands wird diese jahrhundertealte Tradition noch immer gepflegt. Dort schenkt man an diesem Tag kleine Sträuße an Freunde. Das Maiglöckchen ist unter anderem seit langem ein Symbol für Glück, Freude und Gesundheit und ist oft auf mittelalterlichen Abbildungen zu sehen.

 

Ein nützlicher Bodendecker

Das Maiglöckchen ist ein bescheidener, unproblematischer Bodendecker, auch wenn manche es als ein potenzielles Problem ansehen, da es zu den Pflanzen gehört, die kriechende Rhizome haben, die sich unterirdisch ausbreiten und in Richtungen wachsen können, in denen sie nicht erwünscht sind. Die orange-roten Beeren, die im Spätsommer erscheinen, werden von verschiedenen Vögeln wie Amseln und Drosseln gefressen. Dank ihnen haben die ausgeschiedenen Samen eine Chance, an anderer Stelle im Garten ein neues Leben zu beginnen.

 

Verbreitung

Diese Pflanzen kommen in fast ganz Europa vor, außer im wärmeren Mittelmeerraum. Obwohl sie ziemlich anspruchslos sind, was den pH-Wert des Bodens angeht, scheinen sie am besten auf sandigen oder sogar schluffigen Böden zu gedeihen und mögen vor allem Halbschatten in Buchen- und Eichenwäldern.

Meiner Erfahrung nach ist sie eine der wenigen Pflanzen, die sich am Fuße großer Buchen wohlfühlen und auch mit wenig Licht zurechtkommen. Wenn es zu dunkel ist, blühen sie nur spärlich, aber immerhin bilden sie einen angenehmen grünen Laubteppich, der sich im Herbst in ein warmes Ockergelb färbt. Ich verwende sie oft als Bodendecker unter Sträuchern, wo es mit der Zeit zu dunkel werden kann, um viel zu blühen, aber entlang der Peripherie sollten sie gut gedeihen. Wenn sie zwischen anderen Bodendeckern wie Elfenblume wachsen, werden ihre aufgerollten Blattspitzen durch die Laubdecke ihrer Gefährten hindurch sichtbar.

Lilly-of-the-valley

Leaving the concert hall one evening this week, a lady greeted us by the exit with a basket filled with bunches of Lilly-of-the-valley. All week the sight and scent of these flowers has cheered me up whenever I stand in front of my bathroom mirror.

It is one of my most evocative plants. The sight and scent of them brings back a myriad of fond memories of people and places. As a child I used to scour the wood in search of the first flowers to give to my mother on the 1st of May. Occasionally I was lucky, but most years the Belgian season was not yet far enough advanced. In France and parts of Germany this centuries-old tradition perseveres. As people give small bunches to friends on this day. Lilly-of-the-valley has, amongst others, long been a symbol for luck, happiness and health and can often be seen depicted in mediaeval illustrations.

 

A useful groundcover

It is a humble, trouble-free ground cover, though some may see it as a potential problem as it is one of those plants that has creeping rhizomes which spread underground and may grow in directions where they are not wanted. The orange-red berries that appear in late summer are eaten by various birds such as blackbirds and thrushes. Thanks to them the excreted seeds have a chance to start a new life elsewhere in the garden.

 

Distribution

These plants appear across most of Europe, except around the warmer Mediterranean basin. Though they are quite unfussy about soil pH, they seem to thrive best on sandy or even silt-like soils and particularly like partial shade in beech and oak woodlands.

In my experience it is one of the few plants that will feel at ease growing at the base of large beech trees, and cope with extreme low light levels. If it is too dark, they will flower only sparingly, but at least they will form a pleasant green carpet of foliage, turning a warm ochre yellow in autumn. I often use them as a ground cover under shrubs, where, with time it may become too dark overhead, to produce much flower, but along the periphery they should perform well. Growing in amongst other groundcovers like Epimedium, their furled-up leaf spears will appear through the foliage cover of their companions.

Besondere Selektionen

In den Gärtnereien sind gelegentlich einige Sonderformen zu finden. Es gibt einige Selektionen mit panaschiertem Laub. Convallaria majalis 'Albostriata' und 'Hardwick Hall' haben zum Beispiel dünne cremefarbene Streifen, die über die gesamte Länge der Blätter verlaufen. Außerdem gibt es eine gefüllte Form 'Flore Pleno' und eine rosa blühende Form 'Rosea'.

 

Toxizität

So reizvoll diese Pflanzen auch sein mögen, man sollte sie mit Respekt behandeln, denn sie sind hochgiftig und enthalten 38 verschiedene Herzglykoside. Beim Sammeln von Bärlauch im Frühjahr ist Vorsicht geboten, da die Blätter für das ungeübte Auge gleich aussehen können. Wichtig ist, auf den typischen Knoblauchgeruch des Bärlauchs zu achten. Dank seiner Giftigkeit hat die Pflanze nur wenige Feinde, abgesehen von einigen Mottenlarven und Käfern, die sich von den Blättern ernähren können, so dass die Wahrscheinlichkeit, dass Ihre Ernte zerstört wird, sehr gering ist.

Pflücken Sie ein paar Stängel und genießen Sie ihren köstlichen Duft!

 

Isabelle Van Groeningen
12. Mai 2023

Special selections

There are some special forms that can occasionally be found in nurseries. There are a few selections with variegated foliage. Convallaria majalis ‘Albostriata’ and ‘Hardwick Hall’ for example have thin creamy stripes running down the length of the leaves. There is also a double form ‘Flore Pleno’ and a pink flowered form ‘Rosea’.

 

Toxicity

As charming as they may be, these plants should be treated with respect as they are highly toxic, containing 38 different cardiac glycosides. Care should be taken when collecting wild garlic in spring, as their leaves may seem alike to the untrained eye. Important is to check for the typical garlicy smell of wild garlic. Thanks to its toxicity, the plant has few enemies, apart from a few moth larvae and beetles that can feed on the leaves, so that the likelihood that your crop is destroyed is very small.

Pick yourself a few stems and enjoy their delicious perfume!

 

Isabelle Van Groeningen
12th May 2023